Tempel in Thailand: Bedeutung, Aufbau und Gebräuche

Thailand ist weltweit bekannt für seine beeindruckenden Tempelanlagen, die nicht nur architektonische Meisterwerke sind, sondern auch das spirituelle Herz der thailändischen Kultur bilden. Tempel in Thailand – in Thai „Wat“ genannt – sind weit mehr als nur Orte der Anbetung. Sie sind lebendige Zentren des sozialen und religiösen Lebens, die tiefe Einblicke in die thailändische Geschichte, Kunst und Tradition bieten.

Wer nach Thailand reist, kommt um einen Tempelbesuch kaum herum. Warum auch, denn die heiligen Stätten gehören zu den Höhepunkten eines Thailandaufenthaltes. Als Tourist sollte man sich jedoch respektvoll verhalten und einige Regeln beachten. Die wichtigsten kannst du hier nachlesen.

Vielfalt und Bedeutung der Tempel in Thailand

Mit 41.205 buddhistischen Tempeln im ganzen Land zeigt Thailand, welch große Bedeutung der Glaube für das Land und seine Bevölkerung hat. Jeder thailändische Tempel erzählt zudem seine eigene Geschichte, oft geprägt durch regionale architektonische Besonderheiten und künstlerische Details. Viele beherbergen antike Statuen, Wandmalereien und Manuskripte, die Jahrhunderte zurückreichen.

Die Rolle der Tempel im Alltag

Die Tempel in Thailand sind eng mit dem Alltag der Menschen verbunden. Sie sind Orte der Meditation, des Gebets und der Feierlichkeiten. Doch sie erfüllen auch soziale Funktionen: Kinder besuchen Tempelschulen und viele Dorfgemeinschaften organisieren ihre Feste in den Tempelanlagen.

Hast du gewusst, dass Mönche in Thailand oft frühmorgens durch die Straßen ziehen, um Almosen von der Bevölkerung zu sammeln? Mönche dürfen nämlich kein Essen kaufen oder selbst zubereiten. Sie dürfen ausschließlich gespendete Lebensmittel zu sich nehmen. Dieser jahrhundertealte Brauch zeigt die enge Beziehung zwischen dem Glauben und der Gesellschaft.

Einblicke in den Aufbau der Tempel in Thailand

„Wat“ bezeichnet eigentlich ein Gelände, beziehungsweise eine Ansammlung von Bauwerken, die zu religiösen Zwecken errichtet wurden. Das Areal wird immer deutlich von der Aussenwelt abgegrenzt – das kann eine Mauer, ein Zaune, eine Hecke oder auch nur eine Kette sein. Diese sogenannte Kamphaeg Kaeo soll den heiligen Bereich abschirmen und beschützen.

Ein thailändischer Tempel besteht aus zwei Hauptbereichen:

  • Phuttawat: Der Bereich, der Buddha und der Ausübung des Glaubens geweiht ist.
  • Sanghawat: Der Wohn- und Lebensbereich der Mönche.

Der Bot oder Ubosot: Das Herzstück des Tempels

Das auffälligste Gebäude der Tempel in Thailand ist der Bot. Diese heilige Gebetshalle ist das spirituelle Zentrum des Wats. Der Bot muss einige Vorgaben erfüllen: Er muss zum Beispiel Platz für mindestens 21 Mönche bieten und ist häufig kreuzförmig angelegt, ähnlich wie eine christliche Kirche. Die zentrale Buddha-Figur im Bot ist oft von prachtvollen Verzierungen und zusätzlichen Statuen umgeben.

Der Chedi: Reliquien und spirituelle Symbolik

In einem Tempel in Thailand gibt es wohl ein Bauwerk, das als erstes ins Auge fällt – und das ist der Chedi, auch Stupa genannt. Der Chedi ist ein Aufbewahrungsort für Buddha-Reliquien und erinnert in seiner Form an eine Glocke, die auf einem runden oder mehreckigen Sockel ruht. Die Gestaltung der Chedis ist vielfältig – sie können mit goldenen Verzierungen, weißen Keramikkacheln oder aufwendigen Mosaiken bedeckt sein. Neben ihrer religiösen Bedeutung dienen sie auch als letzte Ruhestätte für die Asche hochrangiger oder wohlhabender Persönlichkeiten.

Der Rabieng: Wandelgang und Galerie

Der Rabieng, ein Wandelgang, umgibt häufig den zentralen Bereich des Tempels. Außen von einer Mauer geschützt, bildet er innen eine Säulengalerie, in der Buddha-Statuen in einer Reihe aufgestellt sind. Dieser Bereich ist erhöht und darf nur barfuß oder in Socken betreten werden.

Gebräuche in thailändischen Tempeln

Altäre und Opfergaben

In einem Tempel in Thailand findest du in der Regel eine hohe Anzahl an Altären. Sie spielen eine zentrale Rolle und sind der Ort, an dem Gläubige ihre Verehrung und Dankbarkeit zum Ausdruck bringen. Diese kunstvoll gestalteten Schreine sind oft mit Buddha-Statuen, religiösen Symbolen und kunstvollen Verzierungen ausgestattet. Sie dienen als spirituelle Brennpunkte, an denen Gebete gesprochen, Rituale durchgeführt und Opfergaben dargebracht werden.

Die Vielfalt der Altäre
In einem Tempel in Thailand gibt es verschiedene Arten von Altären. Der Hauptaltar befindet sich oft in der zentralen Halle des Tempels (Viharn oder Ubosot) und beherbergt die Haupt-Buddha-Statue. Daneben können kleinere Altäre für Schutzgeister (Chao Thi), Hindu-Götter oder verehrte Mönche stehen. Jeder Altar hat seine eigene Bedeutung und Funktion, was die Vielfalt der thailändischen Glaubenswelt widerspiegelt.

Die Symbolik der Opfergaben
Opfergaben sind ein wesentlicher Bestandteil der religiösen Praxis in thailändischen Tempeln. Sie werden mit dem Wunsch dargebracht, Verdienste (tham bun) zu sammeln, Segen zu erlangen oder Dankbarkeit zu zeigen. Häufige Opfergaben sind:

  • Blumen: Vor allem Jasmin- und Lotusblüten, die Reinheit und Hingabe symbolisieren.
  • Räucherstäbchen und Kerzen: Diese dienen dazu, den Geist zu reinigen und eine spirituelle Verbindung herzustellen.
  • Speisen und Getränke: Reis, Früchte, Süßigkeiten oder Wasser werden als Zeichen der Großzügigkeit dargebracht.
  • Goldene Blätter: Diese werden oft an Statuen oder Chedis geklebt, um spirituelle Verdienste zu erlangen.

Die Bedeutung der Opfergaben liegt nicht in ihrem materiellen Wert, sondern in der Absicht und Hingabe, mit der sie dargebracht werden. Sie symbolisieren den Wunsch nach innerem Frieden, Wohlstand und spiritueller Harmonie.

Wahrsagung mit Chi-Chi-Stäbchen: Ein Blick in die Zukunft

Die Tempel in Thailand bieten auch Touristen eine Gelegenheit in die buddhistischen Gebräuche einzutauchen. Die Glücksstäbchen, auch als „Kau Cim“ oder „Chi-Chi-Stäbchen“ bekannt, sind eine Form der Wahrsagung, die ihren Ursprung in China hat und in vielen südostasiatischen Kulturen, darunter Thailand, praktiziert wird. Auch du kannst es einfach mal ausprobieren.

Der Ablauf des Kau-Cim-Rituals

  1. Vorbereitung:
    Der Gläubige kniet vor dem Altar nieder und konzentriert sich intensiv auf eine bestimmte Frage oder ein Anliegen. Dieser Moment der Sammlung ist entscheidend, um eine klare Verbindung zur spirituellen Ebene herzustellen.
  2. Schütteln des Behälters:
    Ein mit nummerierten Bambusstäbchen gefüllter Behälter wird sanft geschüttelt, bis eines der Stäbchen herausfällt.
  3. Interpretation:
    Die Nummer auf dem herausgefallenen Stäbchen verweist auf einen spezifischen Orakelspruch, der in einem Buch oder auf einem Papier nachgeschlagen werden kann. Diese Sprüche reichen von allgemeinen Lebensweisheiten bis hin zu konkreten Ratschlägen zu Themen wie Gesundheit, Wohlstand, Karriere oder Beziehungen. Die Tempel in Thailand haben meist auch englische Übersetzungen der Vorhersagen.

Die Bedeutung der Vorhersagen
Nicht jede Vorhersage ist rosig. Doch im thailändischen Buddhismus werden solche negativen oder ernsten Deutungen nicht als endgültiges Schicksal betrachtet. Sie dienen vielmehr als Spiegel für Selbstreflexion und Achtsamkeit.

Im Zentrum dieser Tradition stehen Demut, das Verständnis von Karma und die Aufforderung, Verantwortung für das eigene Handeln zu übernehmen. Eine negative Vorhersage ist nicht dazu da, zu entmutigen. Sie soll vielmehr als Warnung oder Ansporn gesehen werden, das eigene Verhalten zu überdenken und positive Verdienste zu sammeln – im Buddhismus als „tham bun“ bekannt.

Warnung und Chance zugleich
Negative Vorhersagen können auch als eine Art Schutzmechanismus betrachtet werden. Sie ermutigen die Person, mögliche Gefahren zu erkennen und achtsam zu handeln. Nach buddhistischem Verständnis ist es besser, sich Schwierigkeiten bewusst zu sein, um vorbereitet zu sein oder diese zu vermeiden. Letztlich erinnern sie daran, dass unser Schicksal nicht in Stein gemeißelt ist – es liegt in unseren Händen, unser Leben aktiv und verantwortungsvoll zu gestalten.

Schwimmende Blumenkerzen in thailändischen Tempeln

In vielen Tempeln in Thailand können Besucher bunte Blumenkerzen anzünden und in einem Brunnen oder Wasserbecken schwimmen lassen. Diese Kerzen haben eine tiefe spirituelle Bedeutung. Die Farbe der Kerze wird entsprechend dem Tag gewählt, an dem die Person geboren wurde.

Der Glaube hinter dem Ritual
Nach buddhistischem Glauben symbolisiert das Schwimmenlassen der Blumenkerze das Loslassen von Unglück und negativen Einflüssen. Es wird angenommen, dass die Kerze, während sie auf dem Wasser schwimmt, Sorgen und Unheil aus dem Leben vertreibt. Das Licht der Kerze repräsentiert Hoffnung, Klarheit und ein erfolgreiches Leben. Indem die Gläubigen die Kerze in ihrer persönlichen Geburtsfarbe anzünden, stärken sie ihre Verbindung zur universellen Energie, die durch diesen Tag repräsentiert wird.

Die Bedeutung der Farben
Jeder Wochentag ist in der thailändischen Kultur mit einer bestimmten Farbe verbunden. Dieser Brauch hat seine Wurzeln in der hinduistischen Kultur, in der man glaubt, dass einige Gottheiten die Sterne und Planeten beschützen, darunter die Sonne, der Mond, Mars, Merkur, Jupiter, Venus und Saturn. Der Körper jeder Gottheit hat eine bestimmte Farbe. Die Wochentage sind in Thailand nach diesen Sternen und Planeten benannt, so dass die Farbe der Gottheit für jeden Tag steht:

  • Montag: Gelb
  • Dienstag: Rosa
  • Mittwoch: Grün
  • Donnerstag: Orange
  • Freitag: Blau
  • Samstag: Lila
  • Sonntag: Rot

Gläubige wählen die Farbe, die ihrem Geburtswochentag entspricht, und glauben, dass diese nicht nur ihre kosmische Energie stärkt, sondern ihnen auch Schutz, Glück und spirituelle Harmonie bringt.

Wat Phanan Choeng